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Frauenbarth - CSD & Szene

  • 9. Okt.
  • 7 Min. Lesezeit

Heute im Queer Blog: Hintergründe zum Beitrag CSD & Szene auf Frauenbarth.de


Ich würde gerne mal wieder auf eine Party oder eine Veranstaltung gehen. Einerseits. Andererseits sind wir bei den letzten Ausflügen ziemlich enttäuscht worden und fühlen uns gerade irgendwie ein bisschen verloren in dieser großen bunten Welt, die wir mal so geliebt haben.


Im folgenden stelle ich dir einen Auszug aus einem Beitrag von meinem Alltagsblog Frauenbarth vor und gehe auf einige Abschnitte näher ein.


Frauenbarth - CSD & Szene


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Wir haben uns letztes Jahr echt über den ersten CSD in unserer kleinen Stadt gefreut, waren aber ehrlich gesagt ein bisschen schockiert.


Das hatte mehrere Gründe. Vielleicht weil wir einfach nach vielen Jahren, in denen das Umfeld keine innere Freiheit nach Außen möglich war und wir das auf einer solchen Veranstaltung erwartet hätten. Zum Beispiel eine Szene. Und nicht flaggenschwingende zu große Kinder...


Als Kind und Jugendliche habe ich mir mehr Offenheit und Aufklärungsarbeit gewünscht, was die queere Community angeht, auch, um mich selbst besser einschätzen zu können.


Was wir die letzten Jahren finden, ist aber leider niemals eine Community gewesen, sondern eine Aufstellung von Selbstdarstellungen, die die gewollte Szene mit ihrem Flaggenschatten ersticken.


Harte Worte? Vielleicht. Aber hier seh ich das wie mit den Frauen:

Wenn jede ein "Trauma" hat, alle #me2 sind und keine mehr auf der Straße aus dem Weg geht, weil das ja die Männer machen können, wirft das ein schlechtes Licht auf alle, schürt den Hass und treibt die Spaltung nur voran.


Deswegen haben wir heute Diskussionen über Regenbögen und Zirkusse, die so absolut nichts in der Politik verloren haben und mal ernsthaft: wir hätten weltweit gerade größere Probleme als um ein Stück Stoff zu streiten.


Vergessen werden die Menschen, egal welchen Alters, welchen Geschlechts, welcher Herkunft oder welchen Stands, für die diese (ja, politische) Veranstaltung überhaupt gedacht war. Ich denke dabei hatte ursprünglich mal keiner die Regenbogenflagge im Sinn.


Mein Zwiespalt

Jetzt befinde ich mich persönlich ja dadurch so im Zwiespalt. Weil ich mir ein bisschen mehr Normalität wünsche, für alle. Was in meiner Welt einfach bedeuten würde: wir können normal miteinander umgehen, auch mal unterschiedlicher Meinung sein, müssen uns nichts absprechen oder aufdrängen. Aber vielleicht war das auch schon immer ein bisschen Utopie.


Um jetzt auf alle Punkte einzugehen, die ich kritisch finde (Sprache, Symbolmissbrauch, Politik, Angst, Hass, Drama, Theater, Zirkus, die Welt,...) müsste diese Beitrag wieder eher eine Buchreihe werden, deswegen fange ich es jetzt gar nicht erst an, sondern möchte euch mein Erleben in dieser Zeit ein bisschen darstellen:


js.colourful.life ist eigentlich für Menschen gedacht, denen es so ging wie mir:

Die sich schwer getan mit den eigenen Neigungen, Wünschen und Bedürfnissen und sich deswegen oft in ungünstige Lagen gebracht haben, weil es auf der Suche nach sich selbst so unendlich viele Irrwege gibt.


Und ich habe wirklich unterschätzt, was die letzten paar Jahre in dieser Hinsicht alles passiert.


Als ich klein war, musste ich noch recherchieren - was gibt es, was ist als physiologisch, was als pathologisch einzuordnen, was stimmt nicht mit mir oder ist soweit alles in Ordnung?


Wo haben die anderen mal recht und die Gefühle drehen grad nur durch (kann ja grad in der Pubertät - und auch außerhalb - mal vorkommen...) und wie gehen andere Menschen damit um?


Zu diesen Zeiten gab es noch eine sehr überschaubare Anzahl an für mich erreichbaren Quellen...


Deswegen hatte ich viel Raum für Gedanken, differenzierte Meinungen, Erfahrungsberichte als Blogs, Dokus, kostenlosen medizinischen Fachartikeln...


Und auf einmal lebe ich in einer Zeit in der die selbsternannten FinSubs die kleinen Mädchen auf Snapchat von - nicht mal mehr unten - toppen...


Fehler bei den Eltern?

Fehler der Szene?

Fehler des Internets?

Fehler der Politik?

Fehler der Zeit?


Vielleicht. Vielleicht ist es aber auch die Mischung. Wahrscheinlich ist es nicht das schwule Nachbarspärchen, das das Grundproblem darstellt. Wahrscheinlich ist es auch nicht die bisexuelle Frau von nebenan oder die Transperson, [von der du vielleicht nicht mal weißt, dass sie/er mit einem anderen Geschlecht zur Welt gekommen ist].


Und was ist denn jetzt eigentlich mein Problem?

Ich möchte das, was überall gepredigt wird:

eine offene Gesellschaft, die sich füreinander einsetzt, statt ständig zu bekriegen, denn ich hab mal dran geglaubt, dass die Menschheit dem Mittelalter entwachsen ist und manchmal erwische ich mich selbst, wie ich über bissige Kommentare oder Aktionen lachen oder sie manchmal sogar teilen muss und dabei auch aussehe wie eine flaggenschwingende Wut-Person.


Ja, ich bin manchmal wütend auf das Leben, das sind wir alle.

Und ja, manchmal wünsche ich mir auch ein bisschen mehr Achtung für das, was ich leiste, aber übergangen werden kann jeder.

Ich könnte mich jetzt wochenlang hinsetzen und damit beschäftigen, ob mein Leben nur so gelaufen ist, weil ich halt zufällig als Frau geboren wurde (mein Glück ist ja, dass ich relativ sicher bin, dass mir mein biologisches Geschlecht recht egal ist, weil ich auch als Mann klarkommen würde - meine Definition von non-binary, die mir im übrigens auch ermöglicht, mein biologisches und soziales Geschlecht anzunehmen und glücklicherweise niemals in die Lage komme, eine Körperdysphorie zu erleiden) oder weil ich nicht hetero bin (sei mal ehrlich: jeder der fragt hat doch ein gewisses persönliches Interesse, egal ob an Thema oder Person) und würde doch zu keinem Ergebnis kommen, weil ich immer weitere Gründe finden würde.


Aber ich könnte auch meine blauen Augen nehmen. Vielleicht auch meine oft unreine Haut. Oder meine Kämpfe mit der richtigen Lautstärkeregulation in der gesprochenen Sprache. Oder meinen Mathe-Folgefehlern, weil mein Hirn mir gerne viele Abzweigungen gibt, die einfach vollkommen unnötig sind... Oder, oder, oder.


Fazit: wenn ich mich schlecht oder diskriminiert fühlen will, dann schaffe ich das auch.

Jetzt bin ich als weiße mittelständische Frau natürlich auch privilegiert. Dadurch kann ich aber auch einschätzen, dass es in den (sozialen) Medien Menschen gibt, die die Diskriminierung clever als Welle für ihre eigene Leere nutzen.


Und damit allen Schaden. Den Queers, den Allys, den Heten.


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Neigungen, Wünsche und Bedürfnisse


Neigung: Eine wiederkehrende innere Ausrichtung – z. B. zu Menschen eines bestimmten Geschlechts, zu bestimmten Beziehungsformen, etc.

Wunsch: Etwas, das du dir erhoffst oder ersehnst – kann sich verändern oder in Phasen auftreten.

Bedürfnis: Ein grundlegendes Gefühl oder Zustand, den du zum Wohlbefinden brauchst – z. B. Nähe, Sicherheit, Freiheit, Klarheit.


Queer Blog

Warum über Queerness und LGBTQIA*+ Themen bloggen?


Manchmal ist es gar nicht so leicht, zwischen dem zu unterscheiden, was wir wirklich brauchen, was wir uns wünschen – und wozu wir uns vielleicht einfach nur hingezogen fühlen.


Während Neigungen oft tief verwurzelte Ausrichtungen sind, zum Beispiel in Bezug auf Geschlecht oder Beziehungstyp, sind Wünsche wandelbar und hängen stark von unserer Lebensphase oder emotionalen Lage ab.


Bedürfnisse hingegen sind grundlegend: Nähe, Sicherheit, Freiheit, Klarheit – ohne sie fühlen wir uns schnell verloren.


Gerade wenn es um Identität, Sexualität oder Beziehungen geht, geraten viele ins Straucheln:


Was ist normal?

Was ist echt?

Und was ist vielleicht einfach nur Verwirrung?


Dabei ist es völlig okay, keine schnellen Antworten zu haben.

Asexuell, pansexuell, nicht-binär, trans*, queer – die Vielfalt an Möglichkeiten ist groß.

Und jede*r hat das Recht, sich selbst darin zu finden, mit der Zeit, im eigenen Tempo. Der Weg zu sich selbst beginnt oft dort, wo man aufhört, sich zu verbiegen.


Deshalb: Du musst dich nicht labeln – aber du darfst. Du musst dich nicht erklären, aber du darfst dich erforschen. Und wenn du das Gefühl hast, dich verirrt zu haben: Vielleicht bist du gerade erst dabei, deinen echten Weg zu finden.


CSD & Szene - Was ich persönlich kritisch finde

Hier möchte ich nochmal genauer darauf eingehen, was denn genau mein Problem ist und vielleicht denkst du das auch. Deswegen fühl dich eingeladen, dich im folgenden direkt angesprochen zu fühlen. Falls du die Szene gerade anders erlebst, freu ich mich auf deine Tipps und Meinung.


Was dich persönlich kritisch stimmt

Zusammenfassung aus „Frauenbarth – CSD & Szene“


1. Entfremdung von der „Szene“ statt Zugehörigkeit

Du hast dich auf den CSD gefreut – und warst ernüchtert. Nicht wegen des Anlasses, sondern wegen der fehlenden Tiefe:

Statt einer solidarischen Community fandest du vor allem Selbstdarstellungen und eine Art bunter "Zirkus", in dem das eigentliche Anliegen – Schutz, Sichtbarkeit, Vernetzung – unterging.


Du sehnst dich nach einer Szene, die verbindet, nicht spaltet oder sich in performativen Symbolen verliert.


2. Überpolitisierung & Symbolmissbrauch


Du empfindest viele Diskussionen rund um Regenbogenflaggen, Begriffe und Selbstinszenierung als überschattet von Drama, Empörung und Symbolmissbrauch


Gerade in politischen Kontexten, wo eigentlich ganz andere, dringendere Themen im Vordergrund stehen sollten. Dir fehlt eine differenzierte Auseinandersetzung mit den Menschen hinter den Begriffen – nicht nur mit deren Darstellung.


3. Kritik an pauschaler Betroffenheit & Identitäts-Labeling


Dir fällt auf, dass sich viele als „Betroffene“ inszenieren, obwohl das Spektrum von Realität, Trauma, Verantwortung und Selbstreflexion dabei oft verwischt wird.


Du hinterfragst, ob jede Geschichte gleich dramatisiert werden muss – und ob das nicht auf lange Sicht zu Spaltung, Misstrauen und emotionaler Überforderung führt. Besonders problematisch findest du dabei, dass echte Diskriminierung verwässert wird.


4. Kommerzialisierung & Reizüberflutung


Du beobachtest, wie komplexe Themen wie Sexualität und Identität zunehmend medial verwertet werden – oft durch provokative Darstellungen (z. B. über Social Media, OnlyFans, „FinSubs“ etc.), die vulnerable Gruppen eher überfordern oder fehlleiten als empowern.


Dabei fehlt dir oft echte Aufklärung und Zugang zu fundierten Ressourcen – vor allem für junge Menschen, die gerade Orientierung suchen.


5. Wunsch nach Normalität – nicht Normierung


Du wünschst dir eine offene, respektvolle Gesellschaft – nicht eine, in der alle gleich denken oder sich zwanghaft „richtig“ verhalten müssen.


Du möchtest Raum für Unterschiede – ohne dass daraus gleich Grabenkämpfe entstehen.


Für dich ist Normalität kein Anpassungsdruck, sondern ein wertschätzendes Miteinander trotz Verschiedenheit.


Was nonbinary für mich bedeutet (und warum das nur ein Ausschnitt ist)


Ich habe für mich selbst irgendwann gemerkt: Mein biologisches Geschlecht ist nicht das Zentrum meines Seins. Ich hätte als Mann genauso funktionieren können. Ich fühle mich nicht im Widerstand zu meinem Körper, aber auch nicht vollständig durch ihn definiert. Das ist mein persönlicher Zugang zu dem, was ich als nonbinary empfinde – ein Raum zwischen den Erwartungen, frei von der Notwendigkeit, mich auf eine Seite schlagen zu müssen.


Aber: Nonbinary ist kein festes Schema. Es ist ein Spektrum. Und so wie ich meinen Zugang gefunden habe, finden andere ganz andere Wege. Für manche bedeutet es einen tiefen inneren Konflikt mit dem eigenen Körper. Für andere eine politische Haltung. Für viele eine Mischung aus beidem – oder etwas ganz anderes. Und das ist wichtig zu verstehen: Nonbinary ist nicht eine Identität, sondern viele. Kein Label mit fester Definition, sondern ein Möglichkeitsraum.


Ich schreibe hier über mein eigenes Erleben. Nicht um zu pauschalisieren, sondern um dir einen Einblick zu geben – falls du selbst auf der Suche bist. Und um dir zu sagen: Du darfst deinen Platz im Spektrum selbst finden. Und der darf sich auch verändern.


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Sende mir eine Kontaktanfrage mit deiner Motivation und einem kleinen Textauszug und vielleicht lesen deine Freunde und Follower bald auch deine Erfahrungsberichte, folgen deinen Top-Empfehlungen oder sind überrascht von deinen Schreibskills.


Erreiche Menschen auf anderer Ebene und teile deine Gedanken in Worten.


Auf dem Queer Blog von js.colourful.life.


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